Die "Jerman-Indonesia Reggae Tour 2012" ist Geschichte. Was bleibt sind nicht nur Fotos, Videos und Erinnerungen, die
wir die letzten Wochen akribisch gesichtet, sortiert, be- und verarbeitet haben: Wir haben auch neue Freunde gefunden und einen kleinen Beitrag zu einer
großen Sache geleistet. Ein Erfahrungsbericht von Uwe Kaa & One Drop Band.
Als wir am 21. Januar 2012 mit gut 400 Kilo
Gepäck unseren Flieger von München in Richtung Jakarta besteigen, ahnt noch
niemand von uns, was uns vor Ort erwarten wird. Wir sind jetzt also tatsächlich
unterwegs nach Indonesien, in ein Land, das viele in Deutschland nur mit der
Urlaubsinsel Bali oder dem schrecklichen Tsunami von 2005 in Verbindung
bringen.
Nach 18-stündiger Reise betreten wir zum ersten
Mal indonesischen Boden, Süd-Ost-Asien, die Südhalbkugel. Schwülwarme Luft weht
uns um die Nase, als wir auf Thomas Freundorfer vom Goethe-Institut treffen,
der uns vom Flughafen in Jakarta abholt. Er ist der Leiter des hiesigen
PASCH-Programms und Initiator unserer Indonesien-Reise, die wir auf seine
Einladung hin als Sprach- und Kulturbotschafter Deutschlands angetreten haben.
In den ersten Tagen stehen Interviews für
indonesische Radio- und Fernsehsender sowie Tageszeitungen auf der Agenda, und
es gibt ein erstes Kennenlernen des Goethe-Instituts, dessen Mitarbeiter und v.
a. unserer Projekt- und Reisebegleiter der anstehenden Tour. Parallel laufen
Briefings für die Workshops und Konzerte sowie Proben mit Ras Muhamad. Ras ist
ein in Indonesien hoch angesehener Künstler und wird im Rahmen des kulturellen
Austauschs bei den öffentlichen Shows als unser Support-Act gemeinsam mit der
One Drop Band performen.
Was aber sollte nun im Einzelnen auf uns
zukommen? Eine straff und gut organisierte Reise quer durch den größten
Inselstaat der Welt, die uns und unserem Equipment Einiges abverlangt: Jakarta,
Yogyakarta, Surabaya und Manado heißen die Städte, in denen jeweils Workshops
und Konzerte auf uns warten. Niemand unserer bi-nationalen, zwölfköpfigen Reisegruppe ist
bisher so oft in so kurzer Zeit mit so viel Gepäck geflogen. Allein schon das
Pendeln zwischen Nord- und Südhalbkugel, die unterschiedlichen Zeitzonen und
der Kontakt zu Menschen verschiedener religiöser und ethnischer Prägung war für
die One Drop Band und mich eine völlig neue Erfahrung.
Im Mittelpunkt unseres Projektes standen die
örtlichen Workshops mit Schülern im Alter zwischen 16 und 17 Jahren, die aus
unterschiedlichen Provinzen des Landes stammen und an PASCH-Partnerschulen
Deutsch als Fremdsprache lernen. Von langer Hand geplant und vom
Goethe-Institut mithilfe schön aufbereiteter Arbeitshefte mit Textabdrucken
meiner Songs und Fragen zu den Inhalten vorbereitet, wurden wir von den
Schülern und Lehrern sehr herzlich zu den einzelnen Workshops empfangen.
Mit spielerischen Übungen zur deutschen
Sprachrhythmik, Reimen und Wortschatz näherten wir uns dem Ziel des Workshops,
in welchem die Schüler selbst eigene Verse zu meinem Song "Rund Um Die
Uhr" schreiben sollten. Als jeweils großes Finale präsentierten die
Schüler ihre eigenen, neuen Strophen in der Gruppe, musikalisch begleitet durch
uns, Uwe Kaa und die One Drop Band.
Dass sowohl wir als auch die Schüler und Lehrer
richtig viel Spaß und Freude an der Sache hatten, war mehr als offensichtlich.
Doch steigerte sich die Begeisterung füreinander und unsere gemeinsame Aufgabe
des Kulturaustausches bei den öffentlichen Konzerten am Abend des jeweiligen
Workshop-Tages.
Eröffnet wurden die Konzerte von lokalen Acts wie
Deni, Shaggydog, Indonesian Rice und der Blue Blue Bubble Band. Es folgte Ras
Muhamad, begleitet von der One Drop Band - Künstler aus zwei völlig unterschiedlichen
Welten - deren Zusammenspiel aber bereits mit der ersten Show ausgezeichnet
harmonierte.
Wie ist es wohl, nach einem angesagten und
beliebten Sänger wie Ras Muhamad in einem fremden Land wie Indonesien als
Hauptact aufzutreten? Die Antwort ist: Gigantisch! Denn offenbar schienen nicht
nur die Workshop-Kids und Lehrer, sondern auch richtig viele Leute aus den jeweiligen
Spiel-Städten auf deutschsprachigen Reggae von "Uwe Kaa & One Drop Band" gewartet zu haben.
Vom ersten Moment an sprang der Funke über: Das Publikum feierte uns, wir
feierten mit dem Publikum, die Stimmung war grandios. Highlight aber waren die
Schüler der Workshops, die lauthals die Texte von "Rund Um Die Uhr"
und "Zu Besuch" mitsangen - zur Begeisterung aller Anwesenden.
14 Tour-Tage und mehr als 27.000
zurückgelegte Kilometer, sechs offizielle und inoffizielle Konzerte mit gut
3.000 Besuchern und vier Workshops in vier Städten mit über 100 Teilnehmern haben
ihre Spuren hinterlassen. Denn das Projekt endet nicht mit unserem letzten Song
des letzten Konzertes oder der Verabschiedung in unserem letzten Workshop: Es gibt eine Zugabe. [#AkuCinta2013]
Spürbar ist, dass die Schüler einen völlig neuen
Zugang zur Fremdsprache Deutsch bekommen haben und sie sich selbst - trotz der
noch teilweise geringen Deutschkenntnisse - auf ihre Weise einbringen konnten,
was ihre Motivation zum Weiterlernen deutlich erhöht hat. Für die Lehrer war es
ebenfalls eine ganz neue Erfahrung, vor allem wie Musik zum Deutschlernen
eingesetzt werden kann. Diese neuen Ideen und Aspekte werden ganz gewiss in den
zukünftigen Unterricht mit einfließen.
Wir selbst sind überwältigt von dem enorm
positiven Feedback vor, während und nach den Workshops und Konzerten, dem
Zuspruch und Dank der Schüler, der Lehrer und der Öffentlichkeit. Sei es
persönlich vor Ort oder via E-Mails, Facebook und Twitter. Genau das macht
deutlich, wie wichtig derartige PASCH-Programme des Goethe-Instituts sind und welch enormen Bildungsbeitrag sie leisten. Daher würden
wir uns freuen, auch in Zukunft ein Teil solcher Projekte sein zu dürfen und
sagen "Danke" für diese intensive Zeit.
"Alles,
was uns begegnet, lässt Spuren zurück.
Alles trägt unmerklich zu unserer
Bildung bei."
Johann
Wolfgang von Goethe
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