Donnerstag, 5. Mai 2011

Reggae ist Schlager! [Vibes]


So betitelt das Reggae Fachmagazin RIDDIM in der aktuellen Ausgabe (03/11) einen Artikel über mich, anlässlich der Veröffentlichung meines neuen Albums. Dieser Ausspruch stammt tatsächlich von mir, auch wenn das einige Hardliner gar nicht so humorvoll auffassen mögen und ungläubig den Kopf schütteln. Ich hab das auch nicht wirklich witzig gemeint, sondern todernst: Musik lebt von ihrer Eingängigkeit, lässt man Werke aus der Industrial- und Noise-Ecke mal außen vor.

Wir haben es beim Reggae mit einer - besonders in der Karibik - recht weit verbreiteten Musikrichtung zu tun. Ist der Sound hierzulande - bis auf wenige Ausnahmen - eher "Special Interest", ist er in Jamaika hingegen pure Volksmusik, wo jemand wie Gregory Isaacs - Gott hab ihn selig - durchaus als Offbeat-Pendant zu einem deutschen Schlagersänger wie Udo Jürgens durchgehen kann. Nicht stimmlich und auch nicht stilistisch. Aber gemessen an der Anzahl der während eines Konzertes durch die weiblichen Fans überreichten Rosen ganz bestimmt. Mindestens.

Es mag eine typisch deutsche Haltung sein, sämtliche bei uns als "urban" geltenden Genres besonders "real zu keepen" und um Himmels Willen nicht auf der Terrasse, sondern eher im Keller zu lachen. Ist Musik erst einmal angenehm eingängig und unterhaltsam, wird diese durch selbsternannte Spezialisten schnell als Kommerz und "sell out" abgestempelt. Ohne das anhand von absoluten Verkaufszahlen belegen zu können versteht sich.

Eine Szene will autark und autonom bleiben und ihre Musik und Errungenschaften nicht mit dem sogenannten Mainstream teilen. Auch sind Vergleiche zu anderen Stilrichtungen nicht wilkommen, so offensichtlich manche Parallelen auch sind. Alleinstellung und Abgrenzung erscheinen oft unabdingbar. So gesehen an Szene-Acts, die für ein breites Publikum interessant werden: je mehr sich kommerzieller Erfolg und Bekanntheitsgrad einstellen, umso irrelevanter scheinen diese Künstler für den harten Kern zu werden. Der Kontrollverlust über den Inhalt der geliebten Schublade wird für die Konservativen zum Super-GAU. Gut, vielleicht etwas zu dick aufgetragen und dramatisiert, aber das Prinzip ist klar.

Was ist jetzt los? Schimpft der Uwe Kaa da etwa über eine Szene, die ihm jahrelang den Rücken stärkt? Mitnichten! Ich fühle mich pudelwohl und appelliere an den gesunden Musikverstand, sich endlich mal zu entspannen und den Stock aus dem Arsch zu ziehen, solange sich dieser noch in Reichweite befindet.

Willkommen in einer Ära, in der Musik nicht mehr nur in Schubladen daherkommt, sondern gleich als ganze Kommode geliefert wird. Den Artikel in der RIDDIM habe ich übrigens mit Freude gelesen. Vor allem die Überschrift.

5 Kommentare:

  1. Lieber Uwe, es wäre schön, wenn Reggae Schlager wäre. Dann könnten die Artists hier von ihrer Musik Leben. Schließlich ist die Schlagerecke eine der wenigen, in der noch tatsächlich Platten verkauft werden.

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  2. was isn des fürn code da rechts auf dem bild?

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  3. @ Nils: true!
    @ Anonym: Der Code führt zu www.uwekaa.de.
    Das Bild gibt´s auch als Aufkleber.

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